Online-Unterricht über Videochat
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Sinnvoll oder sinnlos?
Wie ich hier bereits beschrieben habe, kommt für mich ein Online-Unterricht im Normalfall nicht in Frage. In der musikalischen Arbeit geht ohne den realen Mensch-zu-Mensch Kontakt einfach zu viel verloren. Fakt ist aber, dass wir uns durch die Corona-Pandemie in einem Ausnahmezustand befinden, bei dem niemand absehen kann, wann er endet. Daher ging bei mir in den letzten Tage die Gedankenkette weiter: Was ist mit Menschen, die auch im Normalfall nicht das Haus verlassen können? Es wäre doch toll, wenn sich auch jenen kreative Möglichkeiten des Instrumentalunterrichts, dann eben virtuell, eröffnen könnten. Unterrichtsinhalte und -ziele müssen über den Online-Unterricht zweifelsfrei anders gesetzt werden bzw. bekommen einen anderen Schwerpunkt.
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Equipment
Im Grunde ist ein Online-Unterricht möglich mit allem, was heutzutage sowieso jeder zu Hause besitzt: ein Laptop, Tablet oder Smartphone mit Kamera und Mikrofon. Je größer das Gerät, desto besser ist natürlich die Sicht auf die Klaviatur und die Schüler*innen. Eine gute Internetverbindung sollte außerdem vorhanden sein, damit der Unterricht störungsfrei ablaufen kann.
Möchte ich eine bessere Bild- und Tonqualität erreichen, ist eine zusätzliche Webcam, sowie ein Mikrofon ratsam. Mit einem externen Lautsprecher (Bluetooth-Box) oder Kopfhörer zum anschließen an das Gerät lässt sich außerdem die Verständlichkeit der Schüler*innen extrem steigern.
Wer zusätzlich zum ersten Gerät noch ein weiteres hat (Smartphone), kann den Schüler*innen sogar die Möglichkeit bieten, aus zwei Perspektiven (z.B. über und seitlich der Klaviatur/ Zoom auf das Instrument) dem Unterrichtsgeschehen zu folgen, wenn das zweite Gerät mitsamt Kamerafunktion zusätzlich in den Chat eingeladen wird. Die Geräte können mit Stativen oder alternativ auch durch Notenständer/ Tische/ Bücherstapel/ ... je nach Möglichkeit platziert werden.
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Anbieter
Es gibt sehr viele Plattformen, die eine kostenlose Nutzung ermöglichen, um hier nur einige zu nennen:
Skype, Zoom, Fairchat, Facetime, Spike, WhatsApp, ICQ, Line, ...
Ich erkundige mich vorher, welche Plattform für meine Schüler*innen geeignet erscheint. Hinsichtlich der Latenz bieten die verschiedenen Anbieter unterschiedliche Qualität, die es auszutesten gilt.
Alle Anleitungen zur Anmeldung und Nutzung sind auf den jeweiligen Websites zu finden, oftmals als Video-Tutorial und können den Eltern/Schüler*innen vorher schon einmal zugesendet werden.
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Vorbereitung
Vor der eigentlichen Stunde sollten beide ihr Gerät schon platziert haben und im gewählten Medium angemeldet sein. Vor der ersten Stunde sende ich den Eltern ein Foto, wie das Gerät platziert werden kann. Ich als Lehrkraft habe ich mir, so wie sonst auch, schon alle Noten bereit gelegt, sowie mein Stundenkonzept gut sichtbar. Es ist sehr hilfreich, wenn vorher Taktzahlen in die Stücke eingezeichnet werden, die Kommunikation ist dadurch einfacher.
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>> In diesem Beitrag wird ausführlicher über Equipment, Anbieter und Vorbereitung geschrieben.
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Unterrichtsinhalte
Was im Online-Unterricht gut funktioniert und was nicht, merkt man relativ schnell nach der ersten Stunde. Es hängt sehr davon ab, wie die Qualität des Streams ist. Was weiterhin gut funktioniert ist natürlich Noten und Rhythmus korrigieren. Was weniger gut funktioniert ist klanglich-musikalische Arbeit. Die Spieltechnik lässt sich mit einem guten Bildschirm auch beurteilen, arbeiten lässt sich daran nur visuell (vormachen-nachmachen), nicht mehr über Körperkontakt. Über Interpretation lässt sich natürlich weiterhin sprechen, die Hörkontrolle und Feedback findet dann vornehmlich bei den Schüler*innen selbst statt. Das Zusammenspiel gestaltet sich durch die Latenz schwierig. Möglich ist es aber, dass ich den Schüler_innen eine Begleitung spiele, meinen Audioausgang abstelle, sodass ich sie nicht höre, sie mich aber wohl und dann zu meiner Begleitung spielen (auch improvisieren) können. Natürlich kann ich dann hinterher kein Feedback geben. Außerdem besteht die Möglichkeit, im Vorfeld die Begleitstimme aufzunehmen, sie den Schüler*innen zu zu schicken. Im Online-Unterricht kann dann dazu gespielt werden, sodass ich als Lehrkraft beides höre und Feedback zum "Zusammenspiel" geben kann.
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